Spätestens seit den kritischen Medienberichten über Juri Luschkow und seine Frau Jelena Baturina wurde darüber spekuliert, dass der Bürgermeister Moskaus seinen Posten verlieren könnte.
Gründe sind viele zu nennen. Korruption, Vetternwirtschaft und Fehlentscheidungen mögen eine Rolle gespielt haben. In diesem Sommer häufte sich bei den Bürgern Moskaus Unmut an, ob über den Umgang der Behörden mit den wochenlangen Torf- und Waldbränden oder bei der Entscheidung, ohne Rücksicht auf Proteste einen Teil des Chimki-Waldes einer Autobahn von Moskau nach St. Petersburg zu opfern. Mit dem Rauswurf Luschkows kann sich Präsident Dimitri Medwedjew als Demokrat präsentieren. Zugleich lindert er den Missmut der Bevölkerung.
Gut möglich, dass Luschkow und seine Frau zu mächtig geworden waren. Er als Bürgermeister Moskaus und sie als erfolgreiche Geschäftsfrau hatten Einfluss über die Hauptstadt hinaus. Luschkow reiste gern ins Ausland und sorgte mit provokanten Äußerungen für Ärger.
So legte er 2008 der Krim den Anschluss an Russland nahe, wofür ihn die ukrainische Regierung mit einer Einreisesperre belegte. Auch in den Konflikt um die von Georgien abtrünnigen Regionen Abchasien und Südos
setien mischte er sich gern ein. Regelmäßig war er vor Ort und kündigte Investitionen vor allem an den beliebten Schwarzmeerstränden Abchasiens an.
Die Führung um Medwedjew und Putin ihrerseits mäßigte in den vergangenen Monaten den Ton gegenüber dem Westen und den ihm nahe stehenden Regierungen. Zugleich
setzte sie auf mehr Investitionen und Handel mit dem Ausland. Es ist nicht auszuschließen, dass Medwedjew und Putin auf diesen wie auf allen anderen Gebieten uneingeschränkt die Zügel in der Hand halten wollen.
So kann der Rauswurf Luschkows als Signal verstanden werden, dass das Führungsduo auch weiterhin keinen zu starken Politiker oder Unternehmer neben sich duldet oder gar zulässt, dass jemand wie Luschkow versucht,
designer taschen reduziert, einen Keil zwischen beide zu treiben. Es liegt nahe: Medwedjew und Putin sehen den bereits eingeläuteten Kampf um die Präsidentschaftswahl 2012 als Wettbewerb, als einen Wettbewerb jedoch, den sie zwischen sich austragen wollen.